Technostress

Wie mit Veränderung umgehen?

Digitalisierung kann bei Nutzerinnen und Nutzern zu einem erhöhten Stressempfinden führen. Dieser so genannte „Technostress “ ist – wie andere Belastungen – ein bekannter Risikofaktor für psychische und physische Erkrankungen. Er beeinträchtigt außerdem die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit eines Betriebes. Gezielte Gegenmaßnahmen können helfen.

Digitaler Stress in der Arbeitswelt

Informations- und Kommunikationstechnologien haben den Ruf, die Arbeit zu vereinfachen: Durch bessere Vernetzung ist es leichter, an Daten zu gelangen oder Arbeitsmittel zu beschaffen. Informationen lassen sich schneller an Kundinnen und Kunden weitergeben. Das macht betriebliche Prozesse schlanker und effizienter. All diesen Chancen stehen jedoch Herausforderungen gegenüber. So können komplexe neue Technologien oder veränderte Arbeitsprozesse dazu führen, dass die Beschäftigten die Arbeit (vorübergehend) als besonders anstrengend empfinden. Sie entwickeln Ängste, sind unmotiviert oder blockieren innerlich. Dieser Zusammenhang heißt Technostress.

Wie entsteht Technostress?

Technostress zeigt sich auf unterschiedliche Art und Weise. Die große Gemeinsamkeit: Nutzerinnen und Nutzer empfinden den Umgang mit der Technologie als problematisch. Das können die Ursachen sein:

  • Überlastung: Die Betroffenen fühlen sich dazu gedrängt schneller und mehr zu arbeiten, als ihnen guttut.
  • Entgrenzung: Die neue Technologie – und damit die Arbeit – dringt in alle Lebensbereiche ein und ist auch im Privaten präsent.
  • Komplexität: Nutzerinnen und Nutzer fühlen sich überfordert oder inkompetent.
  • Unzuverlässigkeit: Fehler in und durch die Technologie unterbrechen, verzögern oder erschweren die Arbeit.
  • Arbeitsplatzunsicherheit: Nutzerinnen und Nutzer fürchten, dass Technologie (z. B. Robotik) ihre Arbeitskraft ersetzt.
  • Lernprozess: Upgrades und Fehlerbehebungen in Hard- und Software machen es notwendig, sich ständig neu mit der Technologie zu beschäftigen.
  • Arbeitsplatzüberwachung: Die mögliche Überwachung von Arbeitsleistung, Arbeitsort und Arbeitszeiten führen zu Misstrauen und Kontrollverlust.
  • Mensch-Maschine-Interaktion: Roboter oder Maschinen verhalten sich – aus menschlicher Sicht – oft unvorhersehbar.

Technostress im Handwerk

Auch in Handwerksbetrieben ist Technostress ein Thema. Gerade in kleineren Unternehmen kommt es häufig vor, dass die Chefin oder der Chef neue digitale Technologien auswählt und einführt, ohne die Beschäftigten einzubeziehen. Eine ausführliche Einführung fehlt. Gleichzeitig bleibt das Arbeitspensum hoch. Das Ergebnis: Die Nutzerinnen und Nutzer haben zu wenig Zeit, sich mit der neuen Technologie auseinanderzusetzen. Sie wissen oft nicht, was die Veränderung bewirken soll. Darüber hinaus erhalten sie zu wenig Unterstützung.

Eine solche Situation überfordert die Beschäftigten und führt zu Stress. Dadurch kann die Arbeitszufriedenheit sinken. Das zeigen auch Stimmen aus der Praxis:

„Im Prozess selbst ist die Digitalisierung eine Arbeitserleichterung, aber für den Menschen, der dahintersteht, ist es meines Erachtens genau das Gegenteil.“

„Was definitiv ein Nachteil ist, ist das Thema E-Mail zu jeder Zeit, an jedem Ort. Wenn Frau Müller am Sonntagabend etwas Böses schreibt, weil sie mit irgendwas am Freitag nicht zufrieden war, frisst das ein bisschen in dich hinein.“

„Es sind Programme dabei, die machst du auf und dann denkst du – ‚Nee, geht gar nicht.‘ Denn wir sind keine Informatiker oder sowas, sondern wir sind Handwerker!“

Umgang mit Stressauslösern und Stress

Wissenschaftliche Studien zeigen, welche Maßnahmen das Stressempfinden bei der Einführung neuer Technologien verringern. Dazu gehört zum Beispiel, dass die Unternehmensleitung die Beschäftigten von Anfang an beteiligt. Denn das IT-Projekt geht letztlich alle an! Hilfreich sind jedoch auch umfangreiche Anwendungsschulungen, konkrete Ansprechpartner im Betrieb und die Sicherheit, im Fall der Fälle Unterstützung zu erhalten. Als besonders wichtig gilt es, miteinander zu sprechen und auch während des Projekts transparent zu informieren. Nur so wissen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, was die neue IT-Umstellung bezweckt, was auf sie zukommt und welche Vorteile sie davon haben.  

So vermeiden Sie Technostress

Vor der Einführung neuer Technologien:

  • Befragung der Beschäftigten: Welche Anforderungen haben sie an die Technologie?
  • Anforderungskatalog erstellen, der sich am Arbeitsalltag im Betrieb orientiert

Bei der Einführung:

  • Umfangreiche Schulungsangebote, innerbetrieblich und extern, z. B. durch einen Hersteller
  • Detaillierte Anleitung in den ersten Tagen, z. B. durch IT-Beauftragte im Betrieb
  • Zusätzliche Zeit, um sich in die neue Technologie einzuarbeiten
  • Kommunikation planen: Wer kündigt die Änderung wann und auf welchem Weg an?
  • Digitale Pausen, z. B. feste Zeiten, in denen E-Mails abgerufen werden oder Beschäftigte digital nicht erreichbar sind
  • Transparente Handlungsanweisungen: Absprachen zum Umgang mit digitalen Technologien schriftlich festhalten und für alle einsehbar hinterlegen

Darum lohnen sich Maßnahmen gegen Technostress

Viele Maßnahmen, die Stress bei der Einführung neuer Technologien vermeiden, kosten zunächst einmal Zeit. Langfristig überwiegen jedoch die Vorteile:

Bei den Beschäftigten

  • verschwinden die Widerstände gegenüber Neuem
  • steigen Arbeitszufriedenheit und Motivation
  • verringern sich Ängste und Befürchtungen
  • setzt eine starke Identifikation mit dem Betrieb ein
  • steigt die Produktivität
  • sinkt das Risiko für stressbedingte Erkrankungen

Umgekehrt profitiert der Betrieb von

  • zufriedenen Beschäftigten
  • und einer höheren wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit

Links/Verweise:

Sind Sie oder Ihre Beschäftigten von Technostress betroffen? Führen Sie den Selbstcheck durch: https://www.handwerkwirddigital.de/wissen-und-tipps/checklisten-digitalisierung-und-technostress/

Sie möchten in Ihrem Betrieb prüfen, ob Sie alle Möglichkeiten zur Technostressreduktion ausgeschöpft haben? Eine Checkliste finden Sie hier.

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